Gesundheitsförderung: "Kinder in den Prozess der Ideenfindung einbeziehen"

Motivationsgespräch mit Christoph Meinel: Warum wir Kindern ganz genau zuhören und sie in den Prozess der Ideenförderung für eine bessere Gesundheitsförderung einbeziehen sollten, erklärt Meinel, Professor für Internet-Technologien und Systeme der Universität Potsdam, im Interview mit pebonline. Wie das funktionieren kann und welche Maßnahmen an Schulen hilfreich wären, um im IT-Bereich und digitalen Lernen voranzukommen, diskutiert der wissenschaftliche Direkt des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) am 14.9. auf dem digitalen peb-Talk. Hier registrieren.

 

Wenn man die Methode des Design Thinking, die zu Ihren Forschungsthemen zählt, für eine bessere Gesundheitsförderung für Kinder und Jugendliche nutzen will – wie würden Sie vorgehen?

Mit Design Thinking lassen sich in multidisziplinären Teams schnell innovative Ideen auch zur Lösung ganz alltäglicher Fragestellungen finden. Im Gegensatz zu vielen Herangehensweisen in der Wissenschaft und Praxis, die Aufgabenstellungen hauptsächlich aus technischer oder wirtschaftlicher Sicht betrachten, steht beim Design Thinking immer der betroffene Mensch mit seinen Wünschen und Bedürfnissen im Mittelpunkt. Wenn wir eine bessere Gesundheitsförderung für Kinder und Jugendliche anstreben, sollten wir daher in einem ersten Schritt ausführlich mit ihnen über ihren Alltag, seine Gestaltungen und Gewohnheiten sprechen, ganz genau zuhören und sie unbedingt in den Prozess der Ideenfindung einbeziehen.

Die Krise hat deutlich gemacht, dass wir im IT-Bereich weit abgeschlagen sind. Welche Maßnahmen sind im Bereich der Schulen die dringlichsten, um das wieder aufzuholen?

Neben der Ausstattung mit einer schnellen Internetverbindung in jedem Klassenzimmer und Zugang zu mobilen Endgeräten brauchen die Schulen eine leistungsfähige und datenschutzkonforme digitale Lernumgebung, die ganz einfach zu bedienen ist und die Nutzung von Lernprogrammen und -medien der unterschiedlichsten Anbieter ermöglicht.

Dabei ist es aus vielen guten Gründen – Kosten, Wartung, didaktische Nutzungskonzepte, Fortbildung – sinnvoll, anstatt 16 Insellösungen eine gemeinsame Plattform wie zum Beispiel die HPI Schul-Cloud zu nutzen, die von den Bundesländern individuell ausgestaltet werden kann, es ihnen aber gleichzeitig erlaubt, beim Betrieb und der immer notwendigen Weiterentwicklung länderübergreifend zusammenzuarbeiten, pädagogische Nutzungserfahrungen auszutauschen und vor allem Kosten zu teilen. Dies spart erhebliche Mittel, die in den Unterricht selbst und die Weiterbildung der Lehrer fließen können.

Schließlich müssen pädagogische Konzepte entwickelt und erprobt werden, wie digitaler Unterricht abwechslungsreich, kreativ und effektiv gestaltet werden kann.

Wie können alle Kinder und Jugendlichen mit aktuellen Endgeräten ausgestattet werden?

Die Bundesregierung hat mit dem DigitalPakt Schule finanzielle Mittel in großem Umfang für die technische Ausstattung der Schulen zur Verfügung gestellt. Dieses Angebot gilt es, intensiver als bisher zu nutzen. Hierfür brauchen wir bei Behörden und Schulleitungen ein noch tieferes Verständnis für die technische Komplexität angemessener Lösungen und gesetzliche Rahmenbedingungen, insbesondere im Bereich des Datenschutzes. Allein Geräte anzuschaffen, reicht jedoch nicht aus. Mindestens ebenso wichtig ist es, bei Schüler:innen, aber vor allem auch Lehrkräften Kompetenzen aufzubauen, damit sie souverän in der digitalen Welt agieren und die dort gebotenen Möglichkeiten nutzen können.

Zur Person:

Bild: HPI / Kay

Professor Dr. Christoph Meinel ist wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) für Digital Engineering und Dekan der Digital Engineering Fakultät an der Universität Potsdam. Er hat den Lehrstuhl für Internet-Technologien und -Systeme inne.

Meinel studierte Mathematik und Informatik. Er engagiert sich seit vielen Jahren im Bereich digitale Bildung. Seit 2016 wird unter seiner Leitung am Institut die HPI Schul-Cloud mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entwickelt. Sie ermöglicht es Lehrer:innen und Schüler:innen, über ihre Endgeräte digitale Lehr- und Lerninhalte sicher überall zu nutzen. Infolge der Corona-Pandemie wurde die HPI Schul-Cloud im März 2020 für alle Schulen deutschlandweit zugänglich gemacht.