Professor Wippermann, Zukunftsforscher und Referent auf dem peb-Kongress im Interview

Kinder und Jugendliche sind alltäglich mit digitalen Medien und Angeboten konfrontiert. Was ist hier die richtige Balance? Und welche Herausforderungen gibt es? Darüber haben wir mit dem Zukunftsforscher Prof. Wippermann im Vorfeld des peb-Kongresses "Gesund aufwachsen in einer digitalen Welt" gesprochen, der im Februar 2019 in Berlin stattfindet.

Herr Professor Wippermann, in was für einer Welt werden unsere Kinder in 20 Jahren leben?

In 20 Jahren werden die Kinder vergessen, dass sie vor dem Bildschirm sitzen. Die Technologien der Augmented- und Virtual-Reality sowie der Hologramme werden das Eintauchen in die Datenwelt ermöglichen. Nach den Phasen von Information (Zeitung, Radio und Fernsehen), Kommunikation (Telefon und Internet) und Partizipation (Smartphone und Web 2.0) beginnt die Ära der Immersion (Augmented- und Virtual Reality). Die virtuelle Welt wird die reale Wirklichkeit für Eltern und Kinder verändern.

Ist für Kinder und Jugendliche das Online-Leben mittlerweile attraktiver als das reale Leben?

Das Online-Leben simuliert mehr Soziale Beziehungen durch Social Media und organisiert Zeitgewinn durch Gleichzeitigkeit. Spielen, Entdecken aber auch das Lernen hat sich von den Straßen und Plätzen in die digitale Welt verlagert. Aber 66% der Gen Z (bis 20-Jährigen) finden Erlebnisse in der echten, physischen Welt umso wertvoller, je selbstverständlicher man in Zukunft zu Hause alles virtuell erleben kann. (QVC-Studie „Living 2038“)

Wie können wir das Offline-Leben konkurrenzfähiger machen?

In einer virtualisierten Welt wird die Bedeutung des geografischen Ortes, der echten sozialen Beziehungen und außergewöhnlichen Erlebnissen nicht schwinden, sondern wachsen.

Das digitale Selbstbild wird zum idealisierten Vorbild der eigenen Identität. Deshalb wird die Beschäftigung mit der Ästhetik des eigenen Körpers zum Mittelpunkt der eigenen Welt. Die attraktive Gestaltung von Bewegung, Sport und Fitness wird an Bedeutung zunehmen.

Was unterscheidet eine Kindheit von heute am stärksten von einer Kindheit vor 50 Jahren?

Um 1970 waren die Themen „Autogerechte Stadt“ und „Farbfernsehen“ aktuell. Kinder wichen vor der Mobilität der Autos in Reservate von Spiel- und Sportplätzen oder in die Wohnung und eroberten dort den medialen Raum des Fernsehens. 2007 kam das erste Smartphone auf den Markt. 1o Jahre später, 2017, hatten bereits 18% der Acht- bis Neunjährigen ein eigenes Smartphone oder einen Internetzugang (B4P, 2017). Heute ist die Kommunikation in der virtuellen Welt für Jugendliche wichtiger geworden als die Faszination für die Mobilität durch Autos.

Informationen zum Programm und zur Anmeldung des peb-Kongress Gesund aufwachsen hier