PM 29.03.2021 Kulinarische Erinnerungen an 90 Jahre in Berlin – von Eisblöcken, Mehlpampe und Schaschlik-Spießen

Eisblöcke auf Pferdefuhrwerken, Mehlpampe in der Nachkriegszeit und Schaschlik-Spieße im West-Berlin der 1950er Jahre. Im Podcast „Küchengespräche“ der „Küchenpartie mit peb“ nimmt der 92-Jährige Berliner Peter Hoffmann die Zuhörer:innen mit auf eine kulinarische Erinnerungsreise, die bis in seine Kindheit in den 1930er Jahren zurückreicht.

Berlin, 29.03.2021 – Neues Medium und alte Geschichten: Als Peter Hoffmann jung war, gab es weder Kühlschränke noch tiefgefrorenes Essen. Das Eis, um Speisen zu kühlen, wurde in Form von Eisblöcken von Pferdefuhrwerken geliefert. Den Fisch, um das Traditionsessen "Aal grün" zuzubereiten, kaufte man nicht tiefgefroren, sondern lebend, und hielt ihn bis zum Essen in der eigenen Badewanne. Dabei entwich das glitschige Tier auch manchmal und war schwer wieder einzufangen, wie Hoffmann ein Kindheitsereignis im Podcast beschreibt.

Dass Essen eine starke emotionale Wirkung hat und unsere Speisen auch immer ein Spiegel der Zeit sind, in der wir leben, wird an den Erzählungen des 1929 in Lankwitz geborenen Peter Hoffmanns mehr als deutlich. Was sich seit den frühen 1930er Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg an der Ernährungssituation der Stadtbevölkerung veränderte, erzählt er im Podcast „Küchengespräche“ im Rahmen des Projekts „Die Küchenpartie mit peb“. Über das gemeinsame Kochen von Alt und Jung stößt das Projekt einen Austausch der Generationen und damit auch die Weitergabe von Wissen an und wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Nationalen Aktionsplans IN FORM gefördert. "Der gemeinsame Austausch über das Kochen, kombiniert mit Geschichten, ist etwas ganz Besonderes. Gerade Ältere werden angeregt, den Jüngeren etwas aus ihrer Kindheit zu erzählen. Essen ist etwas sehr Emotionales", so Bundesministerin Julia Klöckner.

 

IMMER WENIGER AUSTAUSCH ZWISCHEN DEN GENERATIONEN

Gerade dadurch, dass es immer weniger Mehrgenerationenhaushalte in Deutschland gibt, findet ein alltäglicher Austausch zwischen der Großeltern- und Enkelgeneration immer seltener statt. „Durch das Zusammenbringen der Generationen über gemeinsames Kochen und Essen entsteht eine Verbindung im informellen Raum Küche. Wissen und Geschichten rund um Esskultur, Kochen und Lebensmittel können bewahrt und weitergegeben werden. Generationen lernen voneinander“, so Mirko Eichner, Geschäftsführer der Plattform Ernährung und Bewegung e.V. (peb), die Träger das Projekts ist.

Doch es gibt immer weniger Zeitzeugen wie Herrn Hoffmann, die von den Kriegs- und Nachkriegsjahren berichten können. Nach der Ausbombung Berlins verließ er mit der Kinderlandverschickung die Stadt, leistet vor Kriegsende noch kurz Militärdienst und kehrte nach französischer Kriegsgefangenschaft wieder in seine Heimat zurück.

 
VON DEN NACHKRIEGSJAHREN BIS ZUM AUFSCHWUNG IN DEN 1950ern

Doch Vieles hatte sich verändert: Während zu Beginn des Krieges Lebensmittelkarten die Versorgung zumindest noch sicherten, wurde gerade zu Kriegsende und in der Zeit danach das Essen knapp. „Mein Vater bereitete immer eine Mehlpampe mit Wasser, Mehl und je nachdem, was man kriegen konnte, auf einem kleinen Ofen zu. Das war etwa ein dreiviertel Jahr nach Ende des Krieges, da war es sehr schlecht hier in Berlin“, erinnert sich Hoffmann.
 
Mit dem Aufschwung gab es dann aber auch für Peter Hoffmann, wie für so viele andere Berliner, wieder Zeit und Orte, sich zu vergnügen. Und auch die Speisen veränderten sich – war Essengehen vor dem Krieg noch unüblich, so konnte man sich in den frühen 1950er Jahren, bevor es beispielsweise zum Tanzen nach Lichterfelde-West ging, so erzählt er, ab und zu einen Schaschlik-Spieß und eine Cola leisten. Aber nur im Stehen, versteht sich!
 
Das vollständige Interview mit Herrn Hoffmann und seinen 90-jährigen kulinarischen Erinnerungen an Berlin gibt es als Podcast unter https://www.diekuechenpartie.de/kuechengespraeche-3-kulinarische-erinnerungen-berlin/ zum nachhören.


 
Die Küchenpartie mit peb informiert und motiviert über deutschlandweite Kochaktionen, die Kochlöffel selbst in die Hand zu nehmen. Denn die Fähigkeit, selbst kochen zu können, ist ein wichtiger Schritt, um das eigene Ernährungsverhalten – egal, ob alt oder jung, aktiv und ausgewogen zu gestalten. www.diekuechenpartie.de

Plattform Ernährung und Bewegung e. V. (peb) ist ein Zusammenschluss von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Sport, Eltern und Ärzten. Die Mitglieder setzen sich aktiv für eine ausgewogene Ernährung und mehr Bewegung als wesentliche Bestandteile eines gesundheitsfördernden Lebensstils bei Kindern und Jugendlichen ein.

IN FORM ist Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Sie wurde 2008 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) initiiert und ist seitdem bundesweit mit Projektpartnern in allen Lebensbereichen aktiv. Ziel ist, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Menschen dauerhaft zu verbessern. Weitere Informationen unter www.in-form.de.

 

Kontakt bei Rückfragen:

Eva Breitbach (e.breitbach@pebonline.de), Plattform Ernährung und Bewegung e.V. (peb).
www.pebonline.de | www.diekuechenpartie.de

 
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  • Bundesarchiv Bild 183-M1015-314, Berlin, baumloser Tiergarten. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-M1015-314 / Donath, Otto / CC-BY-SA 3.0
  • Bundesarchiv Bild 183-H0813-0600-009, Berlin-Tiergarten, Gemüsebeet wird gegossen. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-H0813-0600-009 / CC-BY-SA 3.0 de
  • Bundesarchiv Bild 183-R84685, Berlin, Bolle-Milchwagen.jpg, Foto: Bundesarchiv, Bild 183-R84685 / CC-BY-SA 3.0