Zusammenspiel der Projekte "9+12" und "Gesund ins Leben - Netzwerk Junge Familie"
Hintergrund
In den Projekten „Gesund ins Leben - Netzwerk Junge Familie“ und „9+12 Gemeinsam gesund“ arbeiten die entscheidenden Akteure für die Übergewichtsprävention und Gesundheitsförderung im Rahmen des Nationalen Aktionsplans „IN FORM – Deutschland Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“ eng zusammen.
Die Initiativen eint die Erkenntnis, dass je früher die Gesundheitsförderung ansetzt, desto größer werden die Erfolgsaussichten hinsichtlich der Umsetzung eines gesunden Lebensstils. Zudem befinden sich werdende und junge Eltern in einer Lebensphase, in der sie so offen für Veränderungen des Lebensstils sind, wie zu kaum einem anderen biographischen Zeitpunkt. Bisher können junge und werdende Eltern zwar bereits auf ein umfangreiches Informationsangebot zurückgreifen, gleichzeitig sorgen aber viele widersprüchliche, unverständliche oder gewerblich motivierte Empfehlungen eher für Verunsicherung statt für Klarheit. Auch den Multiplikatoren standen bisher keine einheitlichen Botschaften zur Verfügung. Das Netzwerk „Gesund ins Leben - Netzwerk Junge Familie“ vereint die führenden Institutionen, Fachgesellschaften und Verbände zur praxisnahen Unterstützung junger Familien. Im Mittelpunkt stehen einheitliche, verständliche und leicht umsetzbare Empfehlungen zur Ernährung und Allergievorbeugung. In einem Konsensverfahren wurden bereits qualitativ hochwertige Handlungsempfehlungen entwickelt, u.a. zu den Themen Ernährung in der Schwangerschaft, Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter und Allergierisiko. Die Informationen werden durch verschiedene Medien und Fortbildungsveranstaltungen für Multiplikatoren vermittelt. www.gesundinsleben.de. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen erprobt die Plattform Ernährung und Bewegung (peb) mit dem Projekt „9+12 Gemeinsam gesund in Schwangerschaft und erstem Lebensjahr“ die Botschaften des „Gesund ins Leben - Netzwerk Junge Familie“ in der Praxis. Mit dem Projekt „9+12“ legt peb den Fokus auf die Erforschung und Entwicklung von Kooperationsstrukturen der Übergewichtsprävention vor Ort. In der Modellregion Ludwigsburg werden im Rahmen des Projekts die Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft und des ersten Lebensjahrs, die bisher in erster Linie der Krankheitsfrüherkennung dienten, für präventive Beratungen der jungen Familien genutzt. Auf diese Weise sind die Gynäkologen, Hebammen sowie die Kinder- und Jugendärzte vor Ort fest in das Projekt mit eingebunden – ebenso wie deren Fachgesellschaften in die Erarbeitung der Handlungsempfehlungen des Netzwerks „Gesund ins Leben - Netzwerk Junge Familie“ einbezogen sind. Beide Initiativen arbeiten somit inhaltlich und organisatorisch Hand in Hand und werden im Rahmen des Nationalen Aktionsplans IN FORM durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags gefördert.
Bündnis Frühkindliche Prävention - gemeinsam vorsorgen
Gemeinsam mit den Berufsverbänden der Frauenärzte und der Kinder- und Jugendärzte haben sich die Projekte „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“ und „9+12 Gemeinsam gesund in Schwangerschaft und erstem Lebensjahr“ zum Bündnis Frühkindliche Prävention – gemeinsam vorsorgen zusammengeschlossen. Beide Projekte werden im Rahmen des Nationalen Aktionsplans IN FORM durch das Bundesernährungsministerium (BMEL) gefördert. Die Bündnispartner setzen sich dafür ein, das Bewusstsein für die Bedeutung der frühkindlichen Prävention in der Fachöffentlichkeit zu steigern und wichtige Vertreter des Gesundheitswesens für die Nutzung dieses wichtigen Präventionspotenzials zu gewinnen. Ziel ist es, die gesetzlich verankerten Vorsorgeuntersuchungen in Schwangerschaft und erstem Lebensjahr um präventive Beratungsleistungen zu den Themen Ernährung und Bewegung zu erweitern.
Hintergrund sind wissenschaftliche Erkenntnisse zur perinatalen Prägung, die darauf hinweisen, dass der Lebensstil während der Schwangerschaft und der ersten Lebensjahre des Kindes entscheidenden Einfluss auf die gesundheitliche Entwicklung des Kindes hat. Nicht nur genetische Faktoren, sondern auch äußere Einflüsse wie Ernährung und Bewegung, können den Stoffwechsel eines Kindes frühzeitig prägen und damit das lebenslange Risiko für die Entwicklung von Übergewicht, Adipositas und Zivilisationskrankheiten wie z. B. Diabetes mellitus Typ 2 maßgeblich beeinflussen. Einer frühen Beratung von Eltern zu den Themen Ernährung und Bewegung kommt daher eine besondere Bedeutung zu – mit der Aussicht auf langfristige Erfolge. Bisher wird dieses Potenzial jedoch in den gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen noch nicht angemessen berücksichtigt. Das Präventionsgesetz bietet nun eine gute Grundlage, Leistungen der Gesundheitsförderung und Primärprävention zu etablieren.
Fachtagung "Frühkindliche Prävention"
Mit knapp 180 Teilnehmern zeigte sich die Fachtagung „Frühkindliche Prävention“ als äußerst gelungene Veranstaltung, die das „Bündnis Frühkindliche Prävention – gemeinsam vorsorgen“ als Auftakt nutzte, um sich der Fachöffentlichkeit vorzustellen.
Die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) hob in ihrem gemeinsamen Grußwort mit Ministerialdirigentin Maria Becker (Bundesministerium für Gesundheit) die Bedeutung frühkindlicher Prävention hervor. „Wir haben mit unseren Projekten wertvolle Handlungsempfehlungen für Eltern erarbeitet und wichtige Erkenntnisse für die Praxis gesammelt“ würdigte die Staatssekretärin die Arbeit der beiden IN FORM-Projekte „9+12 Gemeinsam gesund in Schwangerschaft und erstem Lebensjahr“ und „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“. Logische Konsequenz aus den Erkenntnissen beider Projekte sei es deshalb, präventive Beratungen zu gesunder Ernährung und Bewegung an Vorsorgeuntersuchungen anzudocken.
Neben Prof. Dudenhausen (Stiftung für das behinderte Kind, Professor emeritus Kliniken für Geburtshilfe der Charité - Universitätsmedizin Berlin) und Prof. Koletzko (Ludwig-Maximilians-Universität München), die in ihren Vorträgen den wissenschaftlichen Hintergrund zur perinatalen Programmierung boten, stellte Dr. Sonntag von der Universität Heidelberg die gesundheitsökonomische Bedeutung perinataler Übergewichtsprävention vor. Wie ein roter Faden zog sich dabei das Zitat von T. Colborn durch die einzelnen Vorträge: „Die Gene sind das Klavier des Lebens, aber die Umweltfaktoren während des intrauterinen Lebens komponieren die Melodie.“
In der abschließenden Podiumsdiskussion zum „Bündnis Frühkindliche Prävention - gemeinsam vorsorgen“ diskutierten Dr. med. Albring (Berufsverband der Frauenärzte), Dr. med. Hartmann (BVKJ Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte), Prof. Dr. med. Hauner (Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin, TU München) und Dr. med. Klakow-Franck (G-BA Gemeinsamer Bundesausschuss) darüber, auf welchen Wegen präventive Beratungen in den gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen während Schwangerschaft und erstem Lebensjahr ausgebaut werden können. Zudem erörterten die Teilnehmer die Chancen, aber auch die Stolpersteine, die das Präventionsgesetz bietet. Einig waren sich alle Beteiligten, dass noch deutlicher Bedarf an wissenschaftlichen Studien zum Thema besteht.
Großen Anklang fand auch das anschließende gesundheitspolitische Fachgespräch zum Thema „Gesund von Anfang an – Prävention beginnt im Mutterleib“ bei den geladenen Gästen aus Politik, Wissenschaft, medizinischen Berufsverbänden und Fachgesellschaften, Krankenkassen und Gesundheitsvorsorge. An dem Fachgespräch nahmen die Bundestagsabgeordneten Rudolf Henke MdB (CDU/CSU), Kordula Schulz-Asche MdB (Bündnis 90/Die Grünen) und Jörn Wunderlich MdB (Die Linke) teil, die SPD war durch Dr. Thomas Spies, Bundesvorsitzender der AG der Sozialdemokraten im Gesundheitswesen, vertreten. Mit ihnen diskutierten zudem Dr. med. Klakow-Franck (G-BA) und Prof. Koletzko (LMU).
Ein detaillierter Tagungsband kann als Printausgabe unter 9plus12(at)pebonline.de angefordert werden oder steht in der rechten Spalte als PDF zum Download bereit